Freitag, Mai 19, 2006

MAX

Hier kommt die Story.

MAX

Es ist eine Schwemme, eine Über-Schwemmung, die wir derzeit erleben können.

Die Schwemme der Wissens- und Wissenschaftssendungen im Fernsehen. Fast alle Sender sehen sich in der Pflicht, ihre Zuschauerschaft weiterzubilden. Gegen Weiterbildung ist an und für sich ja nichts zu sagen. Im Gegenteil es wäre schon wünschenswert, wenn die allgemeine Bildung gesteigert wird.

Der Boom mit dem Abernteuer-Wissen und der Welt der Wunder und wie sie alle heißen mögen, scheint nicht nur ungebrochen, er steigert sich geradezu ins Gigantische.

Keiner der neuen Nachrichtensender kann es sich erlauben, auf eine dieser Wie-geht-denn-das?- Sendung zu verzichten.

Auch illustre Namen werden hervorgekramt um dem wissensdurstigen Fernsehzuschauer die Welt und alle ihre Geheimnisse zu erklären. Da gibt es ehemalige Journalisten, die statt zu recherchieren, heute lieber durch die Kommentierung und Präsentation von kaum verbrämten Image- und Werbefilmchen als Wissens- und Hintergrundreportagen, ihren Lebensabend vergolden.


Für die Sender ist dies ein hervorragendes Geschäft.

Keine Produktionskosten. Die Sendung wird entweder direkt gesponsert, oder zumindest hat man einen neuen Werbepartner. Dann sieht das ganze auch gleich seriöser aus. Wie sonst könnte es der dänische Frühlingsrollenhersteller (der größte Europas), es schaffen, zur Top-Sendezeit einen fast fünfzehnminütigen Beitrag über die Herstellung von Frühlingsrollen zu lancieren?

Und wisst ihr, was das Beste ist? Das wird auch noch von vielen gesehen und auch nach der vierten Wiederholung (also drei Mal in der Woche muss schon sein) für spannend gehalten. Da gibt es dann Sendungen über die Herstellung von deutschem Cornedbeef. Die Betonung liegt auf deutschem, denn das ist ja ganz anders als das argentinische. Hast du das gewusst? Hat es dich jemals interessiert?

Siehst du!

Schön wird es dann auch, wenn die Reportagen an aktuelle Vorkommnisse gekoppelt werden können. Vor kurzem waren es die Wies’n. Also für den der des Hochdeutschen mächtig ist..., das Oktoberfest. Eine Vielzahl von Sendungen über dieses weltbewegende Ereignis füllte bald fast alle Sender.

Sondersendungen zum Thema blockierten die Kanäle. Schon Mittags ab zwölf wurden live-Reportagen von der Wies’n gesendet, in denen die schwerst-Alkohol-Abhängigen zeigen konnten, dass Zurechnungsfähigkeit in einigen Landesteilen unserer deutschen Republik nicht gewünscht und benötigt wird, um eine Reportage zu füllen.

Besonders gut gefallen hat mir dann die Sendung über MAX. Hier kam beides zusammen: Der (Werbe-) Film über die einzige Ochsenbraterei auf der Wies’n und der aktuelle Zeitbezug mit Alkohol, Ausbeutung der Gastronomiebediensteten (die alles aus eigener Tasche im Voraus bezahlen mussten) und der Weltoffenheit der Bayern.

Um was es ging?

   Es ging um Max.
Max, wird uns da vermittelt, ist ein Ochse. Das bedeutet, im Gegensatz zu einem Bullen, wächst Max langsamer (ob es noch einen anderen Unterschied zwischen Ochse und Bulle gibt, blieb offen). Dieses langsame Wachstum sorgt dafür, dass das Fleisch von Max eine bessere Qualität aufweist, als das eines Bullen.
Damit das auch so bleibt, wird Max nur mit ausgesuchten Futtermitteln gefüttert.

Mais und Heu. Uns wird gezeigt, wie aus dem kleinen Max, dem Kalb, ein stattlicher Ochse wird.

Als nächstes erfahren wir dann, warum denn dieser ganze Aufwand getrieben wird: Max soll aufs Oktoberfest!

Aber zuvor muss er noch in die Schlachterei. Wir verfolgen gespannt, wie Max in den LKW verfrachtet wird und im Schlachthaus ankommt. Zur Betäubung wird ihm ein Bolzen durch den Kopf geschossen und Max wird an den Hinterbeinen aufgehängt. Damit das Fleisch schön zart wird, wird Max der Kopf abgeschnitten, (wir sehen das alles in den herrlichsten Rottönen und wie in Echt), und er muss ausbluten. Aus dem Kopf und auch aus den Innereien, sowie dem Schwanz von Max werden andere Sachen hergestellt. Das interessiert und nicht für die Wies’n. Klar, dass auch das Fell verwertet wird. Noch ist Max nicht fertig. Würde er jetzt schon gebraten, wird das Fleisch zäh. Wer will das schon? Wir jedenfalls nicht. Max muss jetzt erst einmal 5 Tage abhängen, bevor er auf die Wies’n darf.

Doch vorher muss Max sein Fleisch schon noch einmal begutachten lassen. Hat Max es wirklich geschafft, zur besten Fleischsorte zu gehörten. Wir alle halten es vor Spannung kaum noch aus.


    Ja und Wirklich... Max ist spitze! Er hat es geschafft. Max darf auf den Grill.

Was folgt ist die Zubereitung. Sieht lecker aus unser Max.
So was sieht man doch gern. Da hängt kein anonymes Fleisch auf dem Grill. Wir kennen unseren Max und lassen ihn uns schmecken.
Das könnte zu einem neuen Trend werden. Raus aus der Anonymität, rein in die Personifizierung! Auch die Themen können ausgeweitet werden. Weg von dem Frühlingsrollenherstellen, hin zu praktisch nutzbaren Tipps.

Zum Beispiel bin ich ziemlich sicher, dass in unseren Landen viele angehende Zuhälter gerne mal Wissen möchten, wie das denn funktioniert mit dem Menschenhandel und der Prostitution.

Bisher immer nur von einer Seite aus betrachtet, wissen diese Interessenten zumindest, dass da Geld den Besitzer wechselt. Wie wäre es dann wenn da mal, analog zum Werdegang von Max, der Weg von Tamara gezeigt wird. Am besten angefangen von den Lebensumständen im fernen Kasachstan, über die Aufzucht und Hege, bis hin zum Transport in die freie Welt und die herrliche Zukunft.

Ansonsten ist die Geschichte mit der von Max zum verwechseln ähnlich.

Bis zum nächsten mal.

Bis bald.

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Ich bin ein enthusiastischer Misantrop und Agniologe.